Freitag, 29. Januar 2010

Die Geschichte der Stadt Romanow- Borisoglebsk

das heutige Tutajev

Romanowborisoglebsk, das heutige Tutajev, teilt sich in zwei Hälften, die am rechten und linken Wolgaufer liegen.


Der Stadtteil rechts der Wolga wurde 1238 von Jaroslawler Bürgern gegründet, die vor den eindringenden Mongolen geflohen waren. Sie nannten ihre Stadt nach den Schutzheiligen Boris und Gleb, Borisoglebsk.
Danach, um 1280, wurde der links gelegene Stadtteil vom Uglitscher Fürsten Roman Wladimirowitsch grundgelegt und nach ihm Romanow benannt. Manche Quellen datieren die Gründung auf 1370, der Gründer ist dann Fürst Roman Wassiljewitsch.

Anfang des 15. Jahrhunderts herrschte Marija Jaroslawna, die Mutter des ersten selbsternannten Zaren, Ioann Wasiljewitsch oder Iwan der III. oder der Große (1440-1505) über Romanow. (Sein Enkel wurde als „Iwan der Schreckliche“ bekannt.) Auf ihren Befehl hin wurden 1468 die heute noch bestehenden Wälle der Romanowsiedlung zum Schutz gegen Flussräuberangriffe aufgeschüttet.
1472 wurde die Stadt dem Fürstenbesitz des Uglitscher Fürsten Andrej Bolschoi (der Große) zugeteilt. Er regierte von 1462 - 1491. Dann kam die Stadt zum Großfürstentum Moskau.

Im 16. Jahrhundert entstand in Romanow ein Stadtteil, in dem sich die Nogajen, ein türkischer Volksstamm, ansiedelten.
Iwan der Schreckliche gab Il-Murza Supov aus Romanow die Vollmacht über Romanow zu regieren und Steuern einzutreiben.


Mitte des 17. Jahrhunderts gewann der Adel gegenüber den Bojaren immer mehr Einfluss. 1649 erschien das "Reichsgesetzbuch" (Sobornoje Uloshenije), in dem u.a. den Bauern jede freie Ortswahl abgesprochen wurde.
Hier liegen vermutlich die Wurzeln für die Kirchenspaltung (Raskol) und die Altgläubigenbewegung der Raskolniki. Unzufriedenheit und Unsicherheit führten Ende des 17. Jahrhunderts zu Unruhen.
Sechzig Jahre nach dem ersten großen Bauernaufstand (1667 bis 1671) war die Lage noch nicht entspannt. So hatte Kosakenführer Stepan Rasin großen Zulauf. Er rief dazu auf, Bojaren und Gutsbesitzer umzubringen. 1667 zog er mit seinem Heer die Wolga entlang und soll auch einige Zeit in Romanow gewesen sein.


1777 erhielten Romanow und Borisoglebsk das Stadtrecht. Beide Städte hatten nun ein eigenes Kreisgebiet, das sie verwalten mussten. Das Kreisgebiet, das von Borisoglebsk verwaltet wurde nannte sich Ujesds.


Anfang des 18. Jahrhunderts wohnte Herzog Ernst Johann von Biron (1690-1772) in Romanow. Er war der Günstling, Sekretär und Vertraute der Herzogin-Witwe Anna Iwanowna von Kurland, einer Nichte von Peter dem Großen. 1730 wurde sie Zarin von Russland. Trotz Protest des russischen Adels erwies sie Herzog Ernst Johann von Biron weiterhin ihre Gunst.

Ein Erlass aus dem Jahre 1822 vereinte die beiden Städte, wobei sie nun Romanowborisoglebsk genannt wird oder „die Stadt der sieben Hügel und der sieben Kirchen“.

Bekannt war die Stadt bis weit in das 20. Jahrhundert hinein für die Schaffellproduktion (eigene Rasse: Romanow-Schafe) und ihre Walkerzeugnisse (Wollverarbeitungsprodukte, wie zum Beispiel Filzstiefel).

1918 kam es in Jaroslawl zum Aufstand der Sozialrevolutionäre (Jaroslavler Aufstände). Zur gleichen Zeit kam der Rotarmist Iwan Tutajev (1899–1918) in der Stadt ums Leben. Nach ihm wurde Romanow in „Tutajev“ umbenannt.
Doch dies fand nicht bei allen Zustimmung, so schreibt Wladimir Maljagin heute:


"Einst war diese Stadt in ganz Russland berühmt. Sie war berühmt durch die Früchte ihrer zwar schweren und mühseligen aber auch fleißigen und daher erfolgreichen Arbeit.

Dann nahm man der Stadt ihren Namen weg, und schon bald war ihr Ruhm verblasst, die Stadt geriet in Konflikt mit einem neuen unbekannten Leben, das anonym und fremd war.

Namenlos....."


Es gibt eine gemeinsame Stadtverwaltung, doch haben die zwei Stadthälften eigentlich nie richtig zusammengefunden.
Die Einwohner der Stadt sind sich ihrer Geschichte wohl bewusst und auch stolz darauf.

Es gibt keine Brücke über die Wolga, daher ist die Bevölkerung auf das große Fährschiff angewiesen, welches auch Autos transportiert.
Das Schiff fährt jede Stunde, zur halben Stunde vom rechten Ufer, zur vollen Stunde vom linken Ufer.

Im Winter friert die Wolga zu. Dann kann man sogar darauf hin- und herfahren. Manchmal hält das Eis nicht, so verschwanden schon Fahrzeug und Fahrer auf dem Wolgagrund.    
In den Übergangszeiten, wenn das Eis teilweise geschmolzen ist, übernehmen Boote den Personentransport.


Die Autos müssen dann einen Umweg über Jaroslawl fahren, um in den anderen Stadtteil zu gelangen.

1 Kommentar:

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